30. April 2006, 9:30 Uhr
Heidelberger Halbmarathon

Wenn Fußballer fremd gehen...

"So sehen Sieger aus oder die Letzten werden die Ersten sein: wirklich?"

Team ASC Neuenheim beim 25. Heidelberger Halbmarathon auf Platz 91(von 319 Mannschaften).

Vielleicht müsste man es machen wie der Jubiläumssieger Markus van Ghemen (Zeit: 1:14,24). Der joggt jeden Tag satte 20 Hin-und-zurück-Kilometer von einem Bahnhof (Schriesheim) zum anderen (Weinheim) und hat mit seinen 60 Kilo Fliegengewicht auch nicht so viel mit sich herum zu schleppen wie die absolute Mehrheit der männlichen Laufkundschaft. Oder man wird Profi wie der Weltklasse-Triathlet Lothar Leder, der schon sechs Mal den Ironman Europe gewonnen hat und hinter Mathias Pfähler (1:17,20) mit einer Zeit von 1:18.08 Dritter bei der 25. Auflage des SAS Halbmarathon der TSG 78 Heidelberg wurde.

Für beides fehlen nicht nur dem daher gelaufenen Verfasser dieser Zeilen die biologischen, physischen und mentalen Voraussetzungen. Also hält er ebenso respektvoll wie notgedrungen gebührenden Abstand zur voraus eilenden Elite und bewegt sich eher am hinteren, um nicht zu sagen am Schwanzende des wogenden Lindwurms von über 3.000 mehr oder weniger ambitionierten Läufer/innen. In jenem mobilen "Hinterland" also, das mit nur leidlich tröstlichen Bibelzitaten wie "Die letzten werden die ersten sein" angefeuert zu werden pflegt.

Motivierender ist es da zugegebenermaßen, nach sechs sanften Kilometern im idyllischen Wohlfühl-Stadtteil Neuenheim vom Balkon via Gettobluster mit dem schlichten Schlachtgesang "So sehn Sieger aus" beschallt zu werden. Zu diesem Zeitpunkt mag das ja auch leidlich zutreffen. Doch bei der ersten tückischen serpentinischen Rampe am Albert-Überle-Weg (wirklich verdammt übel) trennt sich auch im Bereich der hohen (vierstelligen) Startnummern die Spreu vom Weizen: in pragmatische Geher, rhythmisch wiegende Tippelbrüder und trotzig gegen den Berg ankämpfende Laufüberzeugungstäter. Immerhin ist da bereits ein Drittel der anspruchsvollen Strecke - die Heidelberger Ausgabe gehört ja als ausgewiesener Berglauf zu den schwierigsten im germanischen Halbmarathon-Kalender - mit Anstand und Normalpuls geschafft.

Das Wetter entpuppt sich besser als die übliche Negativ-Vorhersage, ja geradezu ideal. Es ist nicht zu warm, nicht zu kalt und die Sonne scheint auch noch milde auf das wuselige Treiben im Neckartal. Jede/r läuft irgendwie für und zu sich selbst. Oder durchmisst die 21,1 km-Strecke eben wie jener unerschütterliche Geher, der mit seinem konsequenten Metronom-Stil nicht wesentlich langsamer ist als der läuferische Durchschnitt.

Und doch fühlt man sich auch in einer - und sei es nur - imaginären Laufstall-Gruppe. Das Team ASC Neuenheim schlägt sich wacker. Angeführt von Gründungs- und Ehrenpräsident Prof. Dr. Wolf-Georg Forssmann (67 Jahre und kein bisschen müde) steht das schnellste Trio des Teams ASC Neuenheim am Ende auf Platz 91 von 319 Mannschaften. Und verbessert sich somit gegenüber dem Vorjahr um 26 Plätze (1905: Platz 125). Dies ist immerhin eine Positionierung im vorderen Drittel. Und dabei darf man nie vergessen: Wir sind vor allem Fußballer - und keine Ausdauer- bzw. Langstreckenläufer.

Der unbedarfte Kilometerschreiber hatte übrigens das Vergnügen, ungefähr die letzten vier Kilometer (inklusive dem kraft- und nervraubenden Anstieg zum Schloss hoch) Seite an Seite mit ASC-Gründervater Wolf-Georg Forssmann zu laufen, der auch schon einige "richtige" Marathons (über die klassische Volldistanz) in den Knochen hat - und dennoch vom Heidelberger Achterbahn-Streckenprofil höchst beeindruckt ist.

Wir sind zeitgleich am Zielkanal angekommen. Und - Ehre, wem Ehre gebührt - der Live-Kommentator begrüßt unseren eigens aus Hannover angereisten Ehrenvorsitzenden sozusagen persönlich und namentlich beim stilvollen Finish. Alle Achtung auch vor dem ASC-Urgestein Dr. Adalbert Martin, der die weite Anreise vom bajuwarischen Chiemsee nicht scheute und mit knapp zwei Stunden eine sehr beachtliche Zeit hinlegte - und das ohne Handschuhe, die in seiner aktiven Fußballerzeit auch bei sommerlichen Temperaturen "Addels" unverwechselbares Markenzeichen waren.

  1. Marcel Schriber (01:33:01)
  2. Bernhard Blimke (01:40:27)
  3. Steffen Müller (01:46:01)
  4. Manuel Weisbrod (01:54:06)
  5. Tillman Blimke (01:55:27)
  6. Ansgar Blimke (01:56:35)
  7. Dr. Adalbert Martin(02:05:45)
  8. Werner Lux (02:07:47)
  9. Willi Schwarz (02:28:03)
  10. Prof. Dr. Wolf-Georg Forssmann (02:37:38)
  11. Joseph Weisbrod (02:37:38)

Der schnellste unter dem Label "AH ASC Neuenheim" (und daher leider nicht beim Team "ASC Neuenheim" gewertete) gestartete Teilnehmer war allerdings Marcel Schriber: Mit der Fabelzeit von 1.33,01 belegte der SAP-Mann mit der ausgefeilten Laufsoftware einen sensationellen 136. Platz im Gesamtklassement. Herzlichen Glückwunsch, Marcel!

Marc Saggau, Ralf Brander und Holger Wittmann liefen für das Team "STZ-Lauf AG 2006", das in der Mannschaftswertung den 124. Platz belegte. Dabei konnten die drei laufstarken ASC-Fremdgänger ihre persönliche Bestleistung erheblich steigern und folgende imposanten Ergebnisse erzielen:

Holger Wittmann: 1.50,39
Marc Saggau: 1.54,26
Ralf Brandner: 1.54,26

Joseph Weisbrod

PS: Alle Ergebnisse findet Ihr im Internet: www.tsg78-hd.de/sas-hm2006.


Wolf-Georg Forssmann und Joseph Weisbrod beim gemeinsamen Zieleinlauf