Diese englische Woche wird die ASC-AH so schnell nicht vergessen - auch wenn sie noch gar nicht zu Ende ist. Am vergangenen Freitag hagelte es eine empfindliche, aber verschmerzbare 2:6-Ohrfeige gegen eine Rhein-Neckar-Nordafrika-Auswahl mit unseren geschätzten AH-Freunden Kada Chouiref, Khalid Dyane und Karim Jouhary. Gegen die vergleichsweise blutjunge marokkanisch-algerische Künstlertruppe, garniert mit einem superben Landesliga-Stürmer vom LSV Ladenburg, sah der ASC vor allem in der überforderten Defensive ziemlich alt aus. Die beiden Neuenheimer Treffer zelebrierten Werner Rehm mit einem gefühlvollen Sahne-Heber und Richard Bender mit einem wuchtigen Kopfball nach einer Rehm-Präzisionsflanke.
Am Vorabend von Fronleichnam (vulgo: "Happy Kadaver") musste die ASC-AH gar die meisten Gegentore in ihrer wechselvollen Spielgeschichte hinnehmen. Pro Mann auf dem Feld gab es salomonisch je einen feindlichen Treffer - insgesamt 11 an der Zahl. Auf dem ungeliebten Kuchenblech im Peterstaler Wald wurde der Neuenheimer Mürbeteig trotz einiger Rosinen bis zur Ungenießbarkeit gebacken. Bei idealen Temperaturen lag der noch im Schlaflabor vor sich hindämmernde Fischer-Chor dank großzügiger Einladung an die Herren TSG-Angreifer, allen voran Auftragskiller Hubert Burger, schon nach wenigen Minuten mit 0:2 Toren zurück.
Im Spiel nach vorne hingegen wusste der von Interimscoach Bernd Fischer eigentlich vernünftig eingestellte ASC Neuenheim durchaus zu gefallen und gefährliche Angriffe zu fahren. Einen aus dem Fußgelenk gezauberten 50-Meter-Traumpass von Henning Postel, der auf seiner Heimatinsel Sylt wohl Fernschüsse von einer Küste zur anderen trainiert hatte, nahm Josch Weisbrod volley mit der linken Klebe und jagte den Ball direkt halbhoch ins linke Eck. Bereits der fünfte Saisontreffer von Joschwili beim achten Einsatz. Doch die gelbblauen Hoffnungen auf eine Wende wurden jäh zerstört wie die knusprige Zukunft der Wienerwald-Hähnchen. In unschöner Regelmäßigkeit schraubte Ziegelhausen das Ergebnis auf 5:1. Der ASC konnte zwar durch ein fulminantes Eigentor auf 2:5 verkürzen. Am Halbzeitstand von 6:2 für die Kombi-Gastgeber gab es aber nichts zu deuteln.
Das Ziel für die zweite Hälfte konnte nur heißen: Bloß nicht zweistellig untergehen und noch ein paar Tore nachlegen. In der Tat startete der ASC mit neuem Elan in den nächsten Durchgang. Der unverhoffte Gaststürmer Oki Kilic, 25 Jahre jung und SV Sandhausen-Spieler der ersten Entenmann-Ära, luchste der TSG-Abwehr bissig den Ball ab und vollstreckte zum 3:6. Danach hatte der ASC seine beste Phase und setzte den verunsicherten Gastgeber durch eine Serie von geschickt über die Flügel vorgetragenen Angriffen enorm unter Druck.
Dadurch war der ASC für Konter vor allem über den schnellen und trickreichen Hubert Burger anfällig. Der immer noch frische "Burger King" nutzte seine Freiheit gnadenlos für zwei weitere TSG-Tore zum 8:3. Dann war ein letztes schönes Mal der Anatomie-Sportclub an der Reihe. Der trotz Trainingsrückstandes mit unbändigem Einsatz, Spiel- und Laufpensum beeindruckende Paul Jöst (schön, dass Du wieder dabei bist!) nagelte das Leder nach einem Eckball des erneut starken Werner Rehm mit seiner gesamten Wutprobe in den linken Winkel.
Die Rote Kapelle spielte zum Finale nochmals auf, nutzte weidlich die Räume und ASC-Fehlpässe aus und erhöhte locker zum 11:4-Endstand. Allerdings hatte die TSG einen zwölften Man auf ihrer Seite. Bei aller Selbstschuld der ASC-AH: Was der Schiedsrichter pfiff, hätte auch einen Franz von Assisi auf die umbrische Palme gebracht. Auch wenn der "Unparteiische" noch nie gegen einen Ball getreten hat, gibt ihm dies noch lange nicht die Narrenfreiheit, die Gastmannschaft derart einseitig zu benachteiligen. Da wurden offensichtlichste Fouls nicht geahndet, ein glasklarer Elfmeter nicht gegeben und ein eindeutiges unerlaubtes Rückspiel zum Torwart nicht geahndet. Das Pfeifen des eigenen Schiedsrichters im Peterstaler Walde war selbst den TSG-Spielern peinlich.
Der ASC beendet die von einer wahren Torflut geprägte englische Woche am morgigen Freitag um 19.30 Uhr. Dann ist im Einlagespiel beim HSC-Plachky-Turnier Erzrivale Heidelberger SC der unbequeme Gegner. Die AH muss sich vor allem in der taktischen Disziplin und im Abwehrverhalten erheblich steigern, um nicht noch ein drittes Waterloo innerhalb von acht Tagen hinnehmen zu müssen.
Josch Weisbrod