20.Juni 2003, 19:30 Uhr
Heidelberger SC - ASC Neuenheim 5:5 (0:2)

Aufgebot des ASC Neuenheim

  1. Friedrich Roth
  2. Harald Kuck
  3. Timo Prengel
  4. Henning Postel
  5. Dieter Hafner
  6. Klaus Oberdorf
  7. Werner Rehm
  8. Richard Bender
  9. Karim Jouhary
  10. Joseph Weisbrod
  11. Bernd Fischer
  12. Heribert Lormann
  13. Josef Anderlik
  14. Andreas Roth
  15. Michael Niedermayr

Wahnsinnsspiel der Herzrivalen HSC & ASC!

Tore wie am Schießband: Herrliches 5:5 beim Franz-Plachky-Einlagespiel zwischen den AH-Platzhirschen HSC und ASC

Der große Dichterkaiser Johann Wolfgang von Goethe reimte schon vor 200 Jahren über die Masochisten zwischen den Pfosten: "Hier steh ich nun, ich Armer im Tor, und bin so klug als wie zuvor." Je fünf Mal mussten die Fangarme der beiden bedauernswerten Keeper hinter sich greifen, bevor der tadellose Schiedsrichter Michael Lingenfelser, im Hauptjob HSC-Fußballvorstand, sie nach einem mitreißenden Lokalderby mit dem Schlusspfiff von ihren Wechselbädern erlöste.

HSC-Legende Franz Plachky, Namensgeber des gleichnamigen Turniers, hätte wohl seine helle Freude an diesem bis zum letzten Atemzug spannenden Einlagespiel zwischen den Erz- und Herzrivalen Heidelberger SC und ASC Neuenheim gehabt. Gegen die vielleicht stärkste HSC-AH, mit der es der ASC je zu tun bekam, hatte das von Headcoach Rolf Rehm klug eingestellte Gästeteam einen Start nach Wunsch. Beide Mannschaften interpretierten von Beginn an einen disziplinierten, kultivierten und engagierten Fußball, Schon nach wenigen Minuten konnte Josch Weisbrod seine Farben nach einem furiosen Antritt in Führung tunneln.

Beim HSC fiel vor allem einer der beiden Achter auf: Mittelfeld-Zampano Xaver Zembrod, langjähriger Aktiver in den höchsten Amateurklassen, war Hans Dampf in allen HSC-Gassen, schwang glänzend den Taktstock. Der amtierende DFB-Stützpunktleiter Rhein-Neckar war vom ASC aufgrund seiner fußballerischen Klasse und physischen Präsenz nie richtig zu kontrollieren. Nur Abwehr-Ass Dieter Hafner konnte ihn in einigen Situationen bravourös ausbremsen.

Der HSC erarbeitete sich mehr zwar mehr Chancen, doch Neuenheim nutzte seine Optionen zunächst konsequenter. Das zweite Neuenheimer Tor fiel nach einem Bilderbuch-Konter über drei Stationen. Einen weiten Befreiungsschlag von Harald "Schieß in die Luft" Kuck nahm Stürmer Josch Weisbrod per Lockenkopf mit, überlief zwei HSC-Verteidiger und legte mehr oder weniger freiwillig für den wie der ICE Sandhausen/Heidelberg heranpreschenden Richard Bender auf, der das arme Ding aus gut 18 Metern wie weiland Harry Potter mit Vehemenz und Chuzpe in die Maschen zauberte.

Der HSC hatte mehrfach die Möglichkeit nachzulegen. Exemplarisch die Szene, als der starke ASC-Libero Timo Prengel einen Kopfball ans eigene Lattenkreuz dübelte, mehrere HSC-ler den Irrläufer aber aus kürzester Distanz nicht im Rechteck des einige Male glänzend parierenden ASC-Zerberus Friedrich Roth unterbringen konnten. So blieb es beim vergleichsweise "normalen" 2:0-Halbzeitstand.

Der Technische Leiter der AH Max-Peter "Endlich mal wieder da" Gantert sah durch seine modisch höchst umstrittene neue Brille wie seine knusprig braun versonnte Gattin Petra, das etwas blassere Ehepaar Conny und Burkhard Kunzmann, ASC-Cotrainer Thomas Knödler und First-Class-Torschützenkönig Timo Mifka eine denkwürdige zweite Halbzeit, in der nach und nach alle Abwehrdämme brachen. Zunächst gelang dem ungemein spiel, lauf- und kampfstarken HSC um Chefadvokat Wolfgang Deschlmayr der verdiente Anschlusstreffer zum 1:2.

Dann köpfte der überragende ASC-Achtzylinder Richard Bender eine weite Flanke von Henning Postel, dem unfassbaren Sniper von Sylt, über den HSC-Keeper ins Netz, bevor dem Stehauf-Gastgeber das 2:3 gelang. Doch der ASC schlug erneut zurück. Der nun im Angriff agierende Werner Rehm bediente seinen Kompagnon Josch Weisbrod mit einem perfekten Zuspiel exakt in den Lauf. Joschwili konnte angesichts dieser zauberhaften Einladung nicht "Nein" sagen und adressierte die Kugel mit seinem Linken entschlossen und stramm unter die HSC-Abendlatte.

Unermüdlich angetrieben von ihrem brillanten Mister X, Xaver Zembrod, machte der HSC mit seinen jungen, schnellen Leuten nun permanent Druck und rückte dem ASC so dicht auf die Pelle wie Michel "White Line" Friedman seinen Talkshow-Opfern auf dem roten Sofa. Trotz des unbändigen Einsatzes der ASC-Defensive, in der Dieter "Maldini Biondo" Hafner mit seinen tollen Tacklings und fairen Grätschen sich ein Sonderlob verdiente, schaffte der Heidelberger SC noch den Ausgleich zum 4:4.

Aber der ASC wollte den bereits sicher geglaubten Sieg retten. Mit einem Freistoß der Edelmarke Werner Rehm über die Mauer ins lange Eck ging Neuenheim erneut in Führung. Nach einem Traumpass ebenfalls von Werner Rehm, einem der Besten im ASC-Dress, hatte Richard Bender das wohl spielentscheidende 6:4 auf dem Fuß. Der Ball rutschte ihm jedoch unglücklich über den Spann, anstatt den eigentlich anvisierten Weg ins lange Eck einzuschlagen.

So kam es, wie es in diesem Wahnsinnsspiel wohl kommen musste: Kurz vor dem Ende exekutierte der HSC mit einem fantastischen Schuss aus fast spitzem Winkel den umjubelten 5:5-Endstand. Fazit: Im Jahr 23 des Franz-Plachky-Turniers und im 25.Jubiläumsjahr des ASC lieferten die beiden befreundeten Nachbarn sich das wohl beste Platzhirsch-Duell ihrer AH-Geschichte.

Für die ASC-AH endete eine denkwürdige englische Woche nach einer eindrucksvollen Mannschaftsleistung doch noch versöhnlich. 22 Gegentore in acht Tagen sind allerdings eine Menge Holz. An diesem Manko gilt es zu feilen bei den nächsten beiden AH-Auftritten: Bei den Kleinfeld-Turnieren am 4. Juli in Dossenheim und am 12. Juli in St. Ilgen.

Josch Weisbrod

Das Spiel der Tore!

Das muntere Spielchen am Freitagabend bot den Zuschauern alles, was so ein Fußballspiel interessant macht: packende Torraumszenen, schöne Spielzüge und Tore am Fließband.

Der HSC hatte zu diesem Derby sein gesamtes Arsenal an spielstarken Akteuren aufgeboten, allen voran der ehemalige Regionalliga Spieler Xaver Zembrod. Schließlich sollte es nicht im zweiten Kräftemessen dieses Jahr die zweite Pleite setzen.

Und so entwickelte sich vom Anpfiff weg ein munteres Spiel. Das erste Highlight der Partie setzte der ASC. Nach einem missglückten Doppelpass mit Werner Rehm fiel Josch Weisbrod der Ball wieder vor die Füße. Der schaltete blitzschnell und schob die Kugel am herausstürzenden HSC Keeper vorbei zur Führung ins Netz. Doch wie schon beim ersten Aufeinandertreffen ein paar Wochen zuvor war der Führungstreffer wieder der Weckruf für den HSC. Angriff auf Angriff rollte Richtung ASC Gehäuse, wo wieder einmal Friedrich Roth seine Qualitäten als Ersatzkeeper unter Beweis stellen konnte. Die Abwehr um Debüt Libero Timo Prengel hatte einige haarige Situationen zu meistern. Nachdem bereits zweimal die Kugel nur um Haaresbreite am ASC Pfosten vorbeistrich, verhinderte Friedrich Roth mit einem tollen Reflex nach einem Schuss aus kurzer Distanz den fast sicheren Ausgleich. Doch das war nur der Aufgalopp für die turbulenteste Szene der gesamten Partie. Nach einem Eckball für den HSC prüfte zu! nächst Timo Prengel die Beschaffenheit der eigenen Querlatte. Danach herrschte Chaos pur im 5 Meter Raum des ASC: wie eine Flipperkugel schoss der Ball zwischen HSC- und ASC-Spielern hin und her, ehe schließlich mit einem finalen Knaller der Ball über die Querlatte Richtung Gebüsch das Weite suchte.

Nur mühsam konnte sich der ASC im weiteren Spielverlauf aus der Umklammerung des HSC befreien und selbst den einen oder anderen Konter starten. Und tatsächlich: kurz vor dem Pausenpfiff nahm unser Alleinunterhalter im Sturm, Josch Weisbrod, einen weiten Ball auf und versuchte sich gegen die Übermacht der drei HSC Abwehrspieler. Doch Glück im Unglück. Er blieb zwar am Zweiten hängen, doch der Abpraller landete direkt vor den Füßen des hinzugeeilten Richard Bender. Der fackelte nicht lange und streichelte den Ball mit einem eleganten Heber über den verdutzten HSC Keeper hinweg zum 2:0 in die Maschen.

Auch nach dem Wechsel änderte sich nichts am Bild, außer dass nun die andere Platzhälfte den größeren Strapazen ausgesetzt war. Der HSC machte weiter Dampf und drängte auf den Anschlusstreffer. Der ließ auch nicht lange auf sich warten. Völlig desorientiert hatte der ASC den HSC Stürmer im 5 Meter Raum übersehen. Der bedankte sich für so viel Freiheit und köpfte ungehindert ein. Doch mitten in dies Drangperiode hinein setzte der ASC seinen dritten Treffer. Henning Postel schaltete nach einem Foul an der Mittellinie am schnellsten und beförderte die Kugel mit Windstärke 10 direkt vor das HSC Tor, wo sich Richard Bender freigestohlen hatte und zur Überraschung des HSC Keepers diesen ein zweites Mal, nur dieses Mal per Kopf, überlistete. Jedoch dauerte dieser zwischenzeitliche Hochgenuss nicht lange. Im Gegenteil. Die Umklammerung des HSC nahm zu und zumeist spielte sich das Geschehen in der ASC Hälfte ab. Dass sich der HSC Schlussmann in der Zwischenzeit im nahegelegen Zelt ein Bierchen gönnte, ist nur ein unbestätigtes Gerücht. Wie dem auch sei: nach dem Anschlusstreffer zum 2:3 wankte die ASC Abwehr bedenklich und nur mit viel Glück konnte der Ausgleich verhindert werden. Doch wie ein Steh-Auf-Männchen kam der ASC wieder zurück. Nach einem mustergültigen Konter spielte Werner Rehm den finalen Pass auf Josch Weisbrod. Dieser bedankte sich und hämmerte den Ball unter die Querlatte. Doch wer nun glaubte die Sache sei gelaufen, der befand sich auf einem mentalen Holzweg. Das muntere Torfestival bog nun auf die Zielgerade ein. Zunächst legte der HSC nach und erzielte wiederum den Anschluß um kurz darauf nach einem Patzer der ASC Abwehr sogar den Ausgleichstreffer zu markieren. Nun musste man Schlimmes für den ASC befürchten, zumal der HSC nach einem Pfostentreffer schon bedenklich nahe am nächsten Treffer war.

Doch zum Glück ist auf die Freistösse von Werner Rehm Verlass und aus 20 Meter versenkte er den Ball zur abermaligen Führung für den ASC. Doch aus dies sollte nicht reichen, obwohl Richard Bender nach einem Konter aus dem Fußballlehrbuch den sechsten Treffer auf dem Fuß hatte. Doch sein Schuss ging über die Querlatte. Und so nahm das Drama seinen Lauf. Kurz vor Schluss war wieder einmal die rechte Abwehrseite des ASC völlig verwaist und aus spitzen Winkel zischte die Kugel zum Ausgleich ins Netz. Und es hätte fast noch zum Siegtreffer für den HSC gereicht, denn bei zwei blitzsauberen Angriffen wurde das ASC Gehäuse nur knapp verfehlt.

DH