Vertauschte Rollen. Die wie die "Selecao" in Kanariengelb angetretenen Neuenheimer spielten eher teutonisch, die ganz in Grau gekleideten Leimener versuchten es brasilianisch - soweit dies der knochentrockene, staubige Hartplatz überhaupt zuließ. Der VfB machte in einer wohltuend fairen Partie (nach dem Duschen gekrönt durch den runden Anekdoten-Tisch mit Jockel Heß, Uwe Kalischko & Co) meist das Spiel. Der ASC die Tore.
Im Gegensatz zu den letzten AH-Begegnungen hatte der ASC nur einen dezimierten Kader von zwölf Spielern zur Verfügung. Darunter mit Karl Heinz Seidl ein Ex-Neuenheimer aus den Gründerjahren, der eigentlich bei Leimen aushelfen sollte, aber dann aus personellen Gründen beim ASC mitwirkte. Und dies mit Erfolg! Der VfB dominierte vor alleim im ersten Durchgang, ging aber viel zu leichtfertig mit seinen Torchancen um.
Uwe Kalischko im Leimener Tor hingegen hätte in dieser Phase auch eine Hängematte zwischen den Torpfosten aufhängen und ein Nickerchen machen können, ehe erstmals in seinem Strafraum die Alarmglocke läutete. In der 20.Minute nahm Josch Weisbrod nach feinem Pass von Paul "Dynamo" Jöst mit der linken Klebe Maß. Sein Schuss rauschte aber knapp über den Querbalken. Kurz darauf brach bei Joschinho eine im Freitagstraining erlittene Zerrung wieder auf, so dass der bereits mit den Hufen scharrende Coach Rolf Rehm in die Bresche springen musste.
Wenige Minuten nach dem Wiederanpfiff des überzeugenden, weil objektiven Leimener Schiris ging der ASC etwas überraschend in Führung. Nach einem Doppelpass mit Werner Rehm bediente der lauf- und spielstarke Karl Heinz Seidl den in den Strafraum gestarteten Libero Werner Lux, der den Ex-ASCler Kalischko mit einem schlitzohrigen Heber überwand. Etwa nach einer Stunde der verdiente Ausgleich. Der wieder einmal überragende ASC-Torwart Omar Tiraie nahm einen Rückpass illegalerweise mit der Hand auf. Den fälligen Freistoß hämmerte Markus Hübler unhaltbar ins linke Eck.
Im letzten Drittel entwickelte sich ein offener Schlagabtausch. Der ehemalige afghanische Nationaltorhüter (1978/79) im ASC-Kasten (Omar und Bernd - wir glauben`s Euch ja!) hielt, was er kahn - und das war nicht von Pappe. Mit seinen Reflexen bewahrte er sein Team in Tateinheit mit den Abwehr-Assen Werner Lux, Holger Bauer, Erwin Betzl und Friedrich Roth vor dem durchaus drohenden Rückstand.
Kurz vor dem Abpfiff dann doch nochmals ein Hauch von Samba-Fußball beim ASC. Rolfinho Rehm zauberte einen wunderbaren Steilpass aus dem Fußgelenk genau in den Lauf von Berndinho Fischer, der die kleine Dicke mit der unermesslichen Routine seiner 50 Fußballjahre über den verdutzten Grauen Star Kalischko hinweg ins lange Eck hob.
Mit diesem Auswärtssieg setzt der ASC seine erfolgreiche Saison mit vier Siegen, zwei Unentschieden bei nur einer Niederlage fort. Schon am Donnerstag steht die nächste Partie für die Oldies an. Und zwar beim AH-Ausflug im Kleinen Walsertal gegen die strammen Naturburschen von den Bergvagabunden Hirschegg.
Josch Weisbrod