Labsal für Leib und Seele. Erquickende Tage im Kleinwalsertal. Muskelkater statt Promille-Brummschädel. Ein AH-Ausflug voller Bewegungsdrang: Mit einem kraftraubenden Fußballspiel, einer ausgiebigen Bergwanderung, einem Schluchtgang durch die wilde Breitachklamm, mit Sauna, Beachvolleyball und Fußballtennis. Natur pur. Einzigartiges Panorama. Aber auch üppiges Frühstück, gutes Essen, gemütliche Stunden beim einen oder anderen Memminger Weizenbier. Kurzum: Schön war's. Dafür auch ein dickes Dankeschön an unseren "Alpinisten" Wolfgang Lange, der die Reise akribisch vorbereitet und umsichtig organisiert hat!
Donnerstag, 4.Juli. Mittagszeit. Der ASC-Konvoi schlängelt sich den malerischen Berg hinauf. Welch ein Zufall! Kurz vor dem Ziel, dem schmucken Sport- und Studienheim des Marburger Universitätsbundes, breitet sich links eine Grünanlage aus - für Insider unschwer als Fußballfeld zu identifizieren. Nach dem Einchecken im behaglichen Haus Marburg ein den Geist von Hirschegg stimulierender Spaziergang durch den gleichnamigen Ort, verbunden mit einem appetitzügelnden Besuch beim Metzger Koller und bei der Touristen-Information.
Abends um sieben ist die Fußballwelt noch in Ordnung. Das deutsch-österreichische Länderspiel gegen den SV Casino Kleinwalsertal, die AH des größten Vereins im österreichischen Hoheits- und deutschen Wirtschaftsgebiet, steht noch 0:0. Siebzig Minuten später ist sie immer noch in Ordnung. Es steht 3:3. Wiederum 20 Minuten später ist sie ein wenig aus den Fugen geraten: Endstand 7:3. Die Oldies vom SV Casino lassen von Beginn an die Roulettekugel rotieren, ohne dabei allerdings auf König Zufall zu setzen. Sie ziehen ein druckvolles Kombinationsspiel auf und lassen in der konzentrierten ASC-Abwehr erst gar keine Urlaubsstimmung aufkommen. Doch zuerst trift der ASC ins Schwarze. Nach verwirrender Vorarbeit von Bernd Fischer und weisem Zuspiel von Wolfgang Lange zieht Mittelfeld-Zwölfzylinder Richard Bender ab. Sein Flachschuss wird unhaltbar für den langen SV-Keeper ins rechte Eck abgefälscht. Doch die Führung hält nur eine Minute. Wolfgang Eberle, Bruder des Slalom-Olympioniken Markus Eberle, lässt ASC-Torwart Dieter Hafner keine Chance. Der SV Casino setzt nach und erzielt durch Sehdomir Jovanovic den 2:1-Halbzeitstand.
Zu diesem Zeitpunkt hat der ASC sein Alpen-Lazarett bereits geöffnet. Max-Peter Gantert musste nach einem rätselhaften Rücken-Dolchstoß, Josch Weisbrod wegen seiner Oberschenkelzerrung vom Platz. Die Gastgeber geben weiterhin Gas. Dieter Hafner, der einige Male glänzend parierte, muss einen umstrittenen Handelfmeter entschärfen. Ausgleichende Gerechtigkeit. Dann expolidiert erneut Richard Bender. Nach einer Traumkombination über seine ebenfalls eminent starken Mittelfeld-Kollegen Wolfgang Lange und Paul Jöst kommt er an der Strafraumgrenze an den Ball und hämmert ihn mit der Urgewalt des Breitachklammer Wasserfalls in die Casino-Maschen. Der Ausgleich zum 2:2. Die Walser attackieren - begünstigt durch viele leichte Abspielfehler in den ASC-Reihen - danach unentwegt, prallen aber immer wieder an der sicher wie die nahegelegene Kanzelwand stehenden ASC-Abwehr mit Werner Lux, Friedrich Roth, Andy Roth und Erwin Betzl ab.
Dann gelingt SV-Akteur Kurt Schlecker das 3:2 für Casino. Da zu diesem Zeitpunkt bereits Berndinho Fischer und der bis dahin sehr überzeugende Werner Rehm zerrungsbedingt ausgeschieden sind, muss nun auch Coach Rolf Rehm ran. Wieder kämpft Neuenheim sich in die Partie zurück. Der trotz seiner Behinderung wieder eingewechselte Josch Weisbrod nutzt einen Fehler des SV-Liberos gletscherkalt aus und versenkt via Innenpfosten zum 3:3-Gleichstand. Danach aber brechen alle Dämme. Der ASC muss dem personellen Aderlass schmerzlich Tribut zollen. Jürgen Klauser, Fritz Schuler, Theo Breuer und Siegfried Morsche - mit einem spektakulären Flugkopfball - schrauben das Ergebnis auf schwindelnde Höhen. Das Cilli con carne schmeckte trotzdem nach dem Spiel. Und beim Plausch mit den sympathischen Gastgebern stellte sich u.a. heraus, dass die in der A-Klasse spielende erste Mannschaft des SV Casino Kleinwalsertal im Durchschnitt vor 400 bis 500 Zuschauern auftritt. Eine Kulisse, von der nicht bloß der ASC nur träumen kann.
Am Freitag - im wahrsten Sinne des Wortes - das nächste High-light: Die sechs Stunden lange und den inneren Schweinehund heftig fordernde Hütten-Wanderung auf eine Höhe von rund 1.800 Metern über den Fidererpass. Vor dem Start die erste Ernüchterung durch Bergführer Helmuth. Er zeigte den Turnschuhträgern des ASC mit einheimischem Charme die rote Karte und untersagte ihnen aus sicherheitsrechtlichen Gründen die Teilnahme an der offiziell geführten Tour. Dabei hatte Organisator Wolfgang Lange in seiner präzisen Walsertal-Infomail "Der Berg ruft" unmissverständlich auf die notwendige Ausrüstung (z. B. feste Wanderschuhe, Steigeisen, Schneeschuhe, 100 m Seil) hingewiesen. Egal. Wir folgten der Bergführer-Gruppe in angemessenem Sicherheitsabstand. Bei azurbklauem Himmel und sommerlichen Temperaturen genossen wir eine streckenweise anstrengende, aber wunderschöne Tour von Hütte zu Hütte (mit Rastpausen, in denen der Flachs nur so blühte) vor der atemberaubenden Kulisse der Allgäuer Alpen.
Leider musste "Gemsinho" Paul Jöst ("von Schwierigkeitsgrad kann man da gar nicht reden") am selben Abend in die Heimat zurückfahren. Die übrigen Alpinisten machten sich einen regenerativen Abend im behaglichen Marburger Haus oder tauchten ins allerdings eher laue Nachtleben der Kleinwalser-"Metropole" Riezlern ein. Der Samstag zeigte sich wettermäßig von der erwartet schlechten Seite. Aus der angekündigten Regenwahrscheinlichkeit von 80 % wurden 100 % Dauerberieselung. Genau das Richtige für einen nasskalten Trip in die Breitachklamm, eine der eindrucksvollsten Schluchten Mitteleuropas. Da war es ohnehin so feucht, dass Regen und Kälte nichts anhaben konnten. Anschließend war Sauna angesagt. Und abends tobten sich einige Grob- und Feinmotoriker - dem Sauwetter zum Trotz - beim Beachvolleyball und Fußballtennis auf der Hausanlage aus.
Sonntag. Die Sonne lacht wieder. Frühstück. Koffer packen. Betten abziehen. Ein letztes Gruppenfoto vor dem Marburger Haus. Rückreise. Ende eines AH-Ausfluges, den die ASC-Oldies in bester Erinnerung behalten werden. Und in dem - nicht selbstverständlich - trotz der unterschiedlichsten Charaktere die Gruppendynamik einfach stimmte.
Josch Weisbrod