Auch wenn das Ergebnis ein anderes Urteil nahe legt: Es war ein hartes Stück Arbeit, ehe der ASC das physisch starke und technisch versierte Anwaltsteam der Wirtschaftskanzlei Shearman & Sterling aus Mannheim in den Griff bekam und schließlich deutlich besiegen konnte. Vor allem in der ersten Halbzeit fand der Anatomie-Sportclub nie zu seiner spielerischen Linie. Im zweiten Abschnitt beherzigte Neuenheim die Standpauke von Trainer Rolf Rehm und den Appell, endlich über die Außenpositionen zu agieren, und setzte den kräftemäßig nachlassenden Gegner mit Erfolg unter Druck.
Angeführt vom Ex-Neuenheimer Goalgetter Martin Feick, der seine Abwehr zusammenhielt, begannen die athletischen und im Durchschnitt erheblich jüngeren Juristen selbstbewusst, kombinierten angesichts der Tatasche, dass es ihr erster Wettkampf-Auftritt war, erstaunlich sicher und erspielten sich auch Torchancen. Doch die ASC-Defensivabteilung mit dem konzentrierten Libero Dieter Hafner, Keeper Omar "der Leopard" Tiraie, Friedrich Roth und Harald Kuck ließen zunächst hinten nichts anbrennen. Neuenheim übertrieb das Einzelspiel, vernachlässigte die Flügel und verlor sich im Aufbau-Stückwerk. Dennoch wurde der ASC nun optisch überlegen. In der 25.Minute nahm Friedrich Roth mit dem Mut der Verzweiflung aus stattlichen 35 Metern Maß und zog ab. Sein Flatterball flog und flog und flog und senkte sich schießlich zu aller Überraschung in den rechten Torwinkel. Ballistisch gesehen ein bemerkenswerter Vorgang. Denn Roth hatte nach eigener Aussgae eigentlich in den linken Winkel treffen wollen. Kaum fünf Minuten später glichen die selbstbewussten Gegner durch den quirligen Boris Türck aus.
Nach dem Anpfiff in der Pause und dem Wiederanpfiff nach der Pause von Schiri-Coach Rolf Rehm riss der ASC sich endlich zusammen und besann sich auf seine bis dahin schmerzlich vermissten fußballerischen Qualitäten. Im Mittelfeld trieben Paul Jöst, Wolfgang Lange, Werner Rehm, Emin Sevim und Werner Mierisch das Spiel zielstrebig nach vorne und die Sturmspitzen wurden nun wesentlich besser einbezogen. 55.Minute: Bernd Fischer adressiert eine weite Flanke über die Gästeabwehr hinweg in den Strafraum postalisch genau an seinen Teflon-Sturmpartner Josch Weisbrod, der den Ball volley flach über die Torlinie befördert. Zehn Minuten später nutzt Emin Sevim eine kluge Hereingabe von Fischer und ein Blind Date in der Shearman & Sterlin-Defensive zur 3:1-Führung. Die Anwälte änderten nun ihre Verteidigungsstrategie. Martin Feick wechselte in das Offensive Office, um sein Team vielleicht doch noch heranzuführen.
Das Neuenheimer Uhrwerk lief nun jedoch rund. Die eine Stunde lang toll mithaltenden Gäste mussten ihrem läuferisch aufwendigen Spiel Tribut zollen und sahen sich einem Angriff nach dem anderen ausgesetzt. Das 4:1 war fast eine Kopie des 2:1. Dieses Mal war es der unermüdliche Antreiber Paul Jöst, der die Abwehr vom rechten Flügel aus überflankte und Josch Weisbrod fand, der erneut seinen linken Innenrist justierte und direkt verwandelte. Der ASC hatte weitere klare Möglichkeiten durch den stürmischen Heribert Lohmann & Friends. Fast mit dem Schlusspfiff des Röntgenaugen-Schiedsrichters Rolf Rehm erhöhte Erwin Betzl in Gerd-Müller-Gedächtnis-Manier mit einem schwindelerregenden Schuss aus der Drehung auf 5:1.
Nach dem erfreulich fairen Spiel luden die Gäste mit ihren überwiegend weiblichen Fans zum Après-Bier am Spielfeldrand ein. Für die sympathischen Fußball-Anwälte war diese Partie die Generalprobe für das Prestigeduell gegen die Mannheimer Anwaltskanzlei Rittershaus & Partner. Der ASC drückt dem Mannheim Office von Shearman & Sterling für diesen sportlichen 90-Minuten-Prozess kräftig die Daumen!
PS: Bernd Fischer, der sich und seine kaputten Kickschuhe eigentlich an den Nagel hängen wollte, muss nun doch weitermachen: Nach dem Spiel sammelten seine AH-Kollegen spendierfreudig für ein neues Paar. Fußball-Adel verpflichtet eben!
Josch Weisbrod