So eng wie noch nie ging es in der Kabine der ASC-AH zu. Insgesamt sechzehn Spieler wollten beim Platzhirsch-Evergreen gegen den HSC mitmischen. Nach dem gnadenlosen Darwin'schen Selektionsprinzip nominierte Coach Rolf Rehm die Startformation. Erstmals stellte er den sonstigen Abwehrrecken Dieter Hafner in den Sturm. Ein Schachzug, der sich auszahlen sollte.
Die erste Viertelstunde verlief nach dem Bibel-Psalm: Sie trugen seltsame Gewänder und irrten ziellos umher. Nach der fast schon symptomatischen Anfangsphase voller Irrungen und Wirrungen fand der ASC allmählich zu seinem Spielrhythmus und kam zu ersten Torchancen. In der 20.Minute schickte Dieter Hafner seinen Sturmpartner Josch Weisbrod mit einem visionären Pass in den freien Raum auf die Reise. Weisbrod adressierte seine weite Linksflanke postalisch genau auf den alleine mitgelaufenen, überall zu findenden Werner Rehm, der mit einem prächtigen Kopfball die 1:0-Führung zelebrierte. Neuenheim machte nun einen weitaus besseren Job in Abwehr und Mittelfeld und brachte auch das Angriffsduo stärker ins Spiel. Hafner, der mit seiner Ballsicherheit, Übersicht und Schusstechnik einen vielversprechenden Einstand als Angreifer hatte, dribbelte sich an der linken Strafraumgrenze durch. Seine kluge Hereingabe in den Rücken der Abwehr versenkte ausgerechnet HSC-Stratege Wolfgang Deschlmayr (25.) im eigenen Netz. Ein Treffer der Klassiker-Marke: Zum Eigentor gezwungen.
In der Halbzeit rotierte im üppigen ASC-Kader das Personalkarussell. Im Angriff wurde ebenso gewechselt wie in den anderen Mannschaftsteilen. Und wieder leistete der ASC sich nach dem Wiederanpfiff des umsichtigen Schiedsrichters Rolf Rehm seine Chaos-Viertelstunde. Zwar hatte Neuenheim die Möglichkeit, die Führung auszubauen, doch immer wieder brannten hinten die Sicherungen durch. So in der 60.Minute, als der schnelle HSC-Mittelfeldspieler Christoph Markl sich in aller Ruhe den Ball zurechtlegen und ihn geschickt ins lange Eck schlenzen konnte. ASC-Keeper Omar Tiraie, der als Katze vom Hindukusch seine Krallen nur selten zeigen musste, war bei diesem Abschluss machtlos. Auch fünf Minuten später hätte der Afghane wohl hinter sich greifen müssen wenn HSC-Regisseur Deschlmayr nach einer präzisen Flanke von Markl nicht knapp verzogen hätte. Kurz darauf die Vorentscheidung. Nachwuchs-Oldie Björn Hillen nutzte Turbulenzen im HSC-Strafraum entschlossen zum 3:1.
Holger Bauer, der den pfeifenden Trainer Rolf Rehm in der Coaching-Zone engagiert vertrat, stellte nun nochmals um. Dieter Hafner stabilisierte die Abwehr, der im Angriff aufgrund seiner läuferischen Stärke verschenkte Paul Jöst ließ sich ins Mittelfeld zurückfallen und Josch Weisbrod, der seine allergisch bedingte Atemnot inzwischen mit einem Sprühstoß aus Wolfgang Langes Asthma-Spray behoben hatte, nahm dessen Spitzen-Position ein. Der ASC war nun eindeutig überlegen und münzte diese Dominanz auch im Ergebnis um. So zog der elegante Kalle Mühlbauer in der 70.Minute an der rechten Außenlinie unwiderstehlich davon und passte von der Grundlinie überlegt zur Strafraummitte. Von dort leitete der einmal mehr überzeugende Emin Sevim das Leder auf den links postierten Josch Weisbrod weiter, der mit seiner linken Klebe hart und prägnant verwandelte.
Kurz vor dem Schlusspfiff wehte ein Hauch von Imola über den frisch gewalzten Hartplatz. Der rote Bolide Panebianco nahm an der Mittellinie einen wunderbaren Steilpass von Dieter Hafner auf und bog in wenigen Sekunden auf die Strafraum-Zielgerade ein. Dort umkurvte er den herausgelaufenen HSC-Keeper und schob den Ball aus spitzem Winkel ins rechte Eck. Ein Tor, das hinterher die brisante Frage aufwarf: Ist ein unangemeldeter Sprühstoß aus dem Asthma-Spray ein Dopingverstoß?
So war es insgesamt ein beschwingter Fußballabend - vor allem für den ASC. Schön auch die dritte Halbzeit, als die übrig gebliebenen AH-Cracks von HSC und ASC am runden Bier-Tisch sich bestens verstanden. In der Stunde des Triumphes sei aber nicht vergessen. Das AH- und Reserve-Urgestein Werner Lux zog sich beim Spiel der zweiten Mannschaft am vergangenen Sonntag einen Innenbandabriss zu. Wir wünschen Dir eine baldige Genesung, lieber Werner! Und natürlich, dass der FC Schalke 04 doch noch den begehrten dritten Platz erobert.
Josch Weisbrod